Olave Baden-Powell, geb. Soames

* 22. Februar 1889 in Stubbing Court, Wingerworth, England † 25. Juni 1977 in Birtley House, Bramley, England

Olave und Robert lernten sich im Januar 1912 auf der Überfahrt nach New York an Board der S.S. Arcadian kennen.

Olave Baden-Powell, ca. 1920 via Wikicommons


Olaves Leben vor dem Kennenlernen Baden-Powells

Olave wuchs auf inmitten einer zerrütteten Ehe – die Mutter hatte den Vater geheiratet, um einem armen Leben als Gouvernante zu entgehen. Dass die beiden völlig unerschiedliche Geschmäcker und Vorlieben hatten, wurde dabei völlig außer acht gelassen. Sie hatte zwei ältere Geschwister: Arthur und Ariol, drei und vier Jahre älter als sie. Zudem bekam sie von ihrer Mutter deutliche Abneigung (im Vergleich zu ihren beiden Geschwistern) zu spüren. Jeal führt dies darauf zurück, dass Olave einen Großteil ihrer Zeit bei ihrem Vater auf dem Land verbrachte, während ihre beiden älteren Geschwister mehr Zeit bei der Mutter in London verbrachten.1vgl. Jeal 2007, S. 504

Olaves Vater hatte sich einen Jungen gewünscht – und im Voraus bereits den Namen „Olaf“ ausgewählt. Dieser blieb Olave in der Aussprache erhalten, ebenso wie der Umgang von Vater und Tochter: gemeinsame Suqash- und Tennis-Turniere und Jagdausflüge gehörten zu ihrem Freizeitbeschäftigungen. Gewissermaßen war Olave eine Entschädigung für die beiden ihm vorenthaltenen Kinder. Er litt zudem an depressiven Episoden, welche ihn regelmäßig zu Reisen in exotische und warme Länder führte. Oft nahm er Olave mit (wie auf die Reise, auf der sie Robert kennen lernte), ebenso oft ließ er sie allerdings zurück.2vgl. Jeal 2007, S. 505

Mit 18 Jahren hatte Olave eine Abneigung gegen die konventionelle weibliche Kleidung entwickelt. Erst die Einstellung der Gouvernante Jean Graham durch Olaves Mutter Katharine führte dazu, dass Olave ein weibliches Vorbild bekam – war ihre Mutter für sie keine Person, an der sie sich ein Vorbild nehmen konnte aufgrund ihrer zerrütteten Beziehung. Nachdem Jean jedoch eine Affäre mit Olaves Vater begann, wurde sie 1909 von Katharine entlassen. Olave, die zu Jean aufschaute, füllte sich von dieser verraten.3vgl. Jeal 2007, S. 505 f. Da nun der Einfluss eines weiblich konnotierten Vorbildes gänzlich fehlte, füllte die Lücke des Verlustes von Jean eine andere Frau: Sybil Mounsey-Heysham, genannt „Ba“. Rund um 1900 freundete sie sich mit der Familie Soames an. 14 Jahre trennten Olave und Ba, doch Olave besuchte Ba in Castletown so oft sie nur konnte, was allerdings aufgrund der Entfernung nur ein paar mal im Jahr war. Ba entsprach nicht dem gängigen Bild einer Frau, trug sie doch eher Männerklamotten, gehörte zu den drei besten Entenschützen des Landes und brachte Olave das Reiten ohne Sattel bei. Sie hatte nach Jeal einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf Olave.4vgl. Jeal 2007, S. 506 f.

Olave legte eine gewisse Unruhe an den Tag, wenn es um ihre Zeit und Zukunft ging. Nachdem ihre Schwester geheiratet hatte, wuchs auch der Druck auf sie, endlich zu heiraten. Sie zweifelte dennoch regelmäßig an dem Sinn ihres Lebens, war Unzufrieden und stürzte sich in verschiedene Aktivitäten – nur um diese dann bald wieder sein zu lassen. Ebenso verlobte sie sich mehrfach, bevor sie mit ihrem Vater die Arcadian bestieg. Am Tag, an dem das Schiff ablegte, schrieb sie in ihr Tagebuch: „Es ist nur eine einzige interessante Person an Board, und das ist der Pfadfinder-Mann.“5vgl. Jeal 2007, S. 508


Nachwehen der Arcadian

Olave berichtet in ihrem Tagebuch sehr ausführlich von geheimen Treffen und Küssen vor dem Morgengrauen, Gesprächen und gemeinsamen Lachen und im Allgemeinen von einer sehr schönen Zeit mit dem älteren Mann, Offizier und Pfadfinder-Führer. 32 Jahre trennen die beiden.

(…) kurze Gespräche mit verschiedenen Leuten, und der geliebte Pfadfinder ist immer da. Er gibt mir ein Photoalbum und Zeichnungen … ich vergöttere ihn. (…) oh, ich bin den ganzen Tag so glücklich mit ihm. Er zeichnet und ich rede und wir lachen zusammen … Wir haben in allen Dingen die gleichen Gefühle und Gedanken. perfektes Glück.

vgl. Jeal 2007, S. 508 f.

Nach Jeal führt Olaves Naivität gepaart mit ihrer fehlenden Reife in konventioneller Sicht dazu, dass BiPi sich tatsächlich zu ihr hingezogen fühlte. Im Gegenzug füllte Baden-Powell eine Leere bei Olave, die durch ihren depressiven Vater hinterlassen wurde. Die Kombination – Olave konnte zu einer väterlichen Figur aufschauen, BiPi konnte die jugendliche Freude auffangen – scheint so, als würde es für beide keine bessere Kombination geben.6vgl. Jeal 2007, S. 509

Die beiden führten nach Baden-Powells Verlassen des Schiffs einen regen Briefwechsel, in dem sie sich gegenseitig versicherten, wie sehr sie sich vermissten. Doch schon bald schrieb er ihr auch, dass sie heiraten solle, wen sie wolle, da er ihr kein Leben bieten könne. Aufgrund der Krankheit seines Bruders müsse er die Unterhaltszahlungen an seine Mutter aufstocken. Als nächstes brach BiPi mit seinem Neffen Donald nach Norwegen zu einer Zelt- und Angelreise auf.7vgl. Jeal 2007, S. 509

Was er jedoch an der ganzen Sache vergessen hatte: herauszufinden, wie viel Mitgift Olave mitbringen würde. Er nannte 1200 Pfund / Jahr als Minimum zum Leben – Olaves Mitgift lag bei 500 Pfund / Jahr, allein seine Rente der Armee brachte ihm 850 Pfund ein. Zusätzlich kamen verschiedene Einnahmen von Zeitschriften, durch Urheberrechte und Vorträge hinzu. Insgesamt kam BiPi wohl auf ein Jahreseinkommen von 4100 Pfund im Jahr, was wohl deutlich über den 1200 Pfund lag, die er in Olaves letztem Brief angab. Olaves Antwort auf seinen Brief im März war entsprechend, da sie seine (vorgeschobenen!) finanziellen Sorgen nicht sehen konnnte.8vgl. Jeal 2007, S. 512 f.

Wahrscheinlicher ist es, dass BiPi, wie bei seinen bisherigen Zusammenstößen mit Frauen, überwältigt und überfordert war. Zudem gab er gegenüber seiner Mutter Henrietta Grace zu: „Ich habe Angst, dass du enttäuscht sein könntest, wenn ich ein gewöhnliches Mädchen heirate…“.9vgl. Jeal 2007, S. 513

— an diesem Artikel arbeiten wir noch —


Am 30. Oktober heirateten Olave und Robert im kleinen Kreis in der St. Peter’s Church in Parkstone.

Olave und Robert Baden-Powell, ca. 1912 via Wikicommons

Ab 1914 begannt Olave, sich für die Girl Guides zu engagieren, ab 1918 war sie Chief Guide und löste langsam BiPis Schwester Agnes als Führerin der Girl Guides ab. Olave begleitete BiPi oft auf seinen Reisen, um Pfadfinder in der gesamten Welt zu besuchen.

Die Baden-Powells hatten drei Kinder:

Heather (1915–1986), auf dem Bild 2 Jahre alt
Peter (1913–1962), auf dem Bild 4 Jahre alt Betty (1917–2004), als Neugeborene

Über Olave Baden-Powell gibt es insbesondere im Bereich ihrer Tätigkeit als Chief Guide der Pfadfinderinnen viel zu berichten. Einiges findet ihr schon im Artikel über die Girl Guides.

Bei Tim Jeal finden wir außerdem auch einiges über Olave, BiPi und das Familienleben – dazu könnt ihr hier nachlesen.

Außerdem haben wir noch auf dem Plan dieses Buch hier zu lesen, um auch nochmal etwas mehr zu Olave zu erfahren – natürlich aus ihrer Perspektive, da diese Biografie von ihr authorisiert wurde.

Fußnoten

  • 1
    vgl. Jeal 2007, S. 504
  • 2
    vgl. Jeal 2007, S. 505
  • 3
    vgl. Jeal 2007, S. 505 f.
  • 4
    vgl. Jeal 2007, S. 506 f.
  • 5
    vgl. Jeal 2007, S. 508
  • 6
    vgl. Jeal 2007, S. 509
  • 7
    vgl. Jeal 2007, S. 509
  • 8
    vgl. Jeal 2007, S. 512 f.
  • 9
    vgl. Jeal 2007, S. 513
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Von lena

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