BiPi kam am 3. Juni 1896 in Bulawayo, ca. 350 Meilen nördlich von Mafeking, das zu einem späteren Zeitpunkt ein Schlüsselort für ihn werden wird, an. In Matabeleland herrschte aktuell eine sehr unruhige und beängstigende Stimmung für Weiße Siedler, da die Matabele in den aktiven Widerstand gegen die Weißen Besatzer gegangen waren. Diese hatten ihnen Land und Lebensgrundlage Stück für Stück entzogen und sogar Einheimische als Polizei eingesetzt, welche sehr brutal gegen die eigene Bevölkerung vorging. Im Januar war allerdings ein Großteil der Weißen Polizei in den Jameson-Überfall verwickelt, sodass dies für die Matabele ein günstiger Zeitpunkt war zurückzuschlagen. Innerhalb weniger Tage ab Ende März wurden über 300 Weiße Siedler ermordet – was selbstverständlich nicht hingenommen werden wollte von den Besatzern.1vgl. Jeal 2007, S. 214 ff.

Südafrika (1909) via Wiki Commons

Am 6. Juni befehligte BiPi einen Kavallerieangriff gegen die feindlichen Matabele, die vor Bulayawo lagerten und planten, die Garnison zu überrennen. Im Gegenzug überrannten die Briten die Matabele, die zwar mit, auf ihren vorherigen Raubzügen erbeuteten, Gewehren und Pistolen kämpfen, gegen die gut ausgerüsteten Briten keine Chance hatten. Die Matabele zogen sich in zwei Gruppen zurück: einmal nach Taba Zi Ka Mambo (ca. 60 Meilen nordöstlich von Bulawayo) und einmal in die Matopo-Berge (ca. 20 Meilen südwestlich). Für die Versorgung der Truppen, was in BiPis Aufgabenbereich fiel, ein Albtraum.2vgl. Jeal 2007, S. 217 f.


Impeesa

BiPi unternahm mehrere Auflüge in die Matopo-Berge und wollte herausfinden, wo sich das Matabele-Heer versteckt. Dabei erfuhr er, dass die Einheimischen ihn „Impeesa“ nannten. Selbstverständlich schmück Walter Hansen dieses Erlebnis etwas aus, indem Baden-Powell und seine Gefährten des Nachts oftmals Gesänge hörten, bei denen sich das Wort „Impeesa“ wiederholte. Bei der Gefangenname eines Spähers wurde ihm gesagt, er sei Impeesa, was „Der Wolf der nie schläft“ bedeutete.3vgl. Hansen 2018, S. 142 ff.
BiPi selbst zumindest nahm die Verschönerung der Übersetzung vor, die ihm mehr schmeichelte als die ursprüngliche Bedeutung: Hyäne bzw. „Kreatur, die bei Nacht herumschleicht“.4vgl. Jeal 2007, S. 218

Hierzu haben wir euch auch einen Hintergrund-Artikel verfasst: Impeesa.


Nach einigen wenig erfolgreichen und dafür sehr verlustreichen Versuchen die Matabele in den Matapos-Bergen zu besiegen, nachdem sie bereits in Taba Zi Ka Mambo ausgeschaltet worden waren, wurden Verhandlungen mit den Matabele forciert – Cecil Rhodes reiste persönlich an, um zu verhandeln.

BiPi selbst bekam den Auftrag in den Somabula-Wald nördlich von Bulawayo vorzurücken, wo weitere Rebellen lagerten, die allerdings nicht zu den Matabele, sondern entweder dem Makalaka- oder dem Maholi-Stamm angehörten. Diese befürchteten eine Einigung der Weißen mit den Matabele würde zur Vernichtung aller Nicht-Matabele. Alle drei Stämme glaubten an die Gottheit Mlimo, deren Priester sich gegen die Einigung aussprachen.
Im Wald angekommen, wurde BiPi ein eben gefangen genommener Anführer namens Uwini vorgeführt. Diese Gefangennahme brachte Baden-Powell in eine Zwickmühle. Eigentlich sollte er vor dem Zivilgericht angeklagt werden, was jedoch einen Transport nötig gemacht und damit Befreiungsmöglichkeiten ergeben hätte. Mit diesen war insbesondere zu rechnen, da die Priester der Gottheit Mlimo ihren Anhängern sagten, dass die Gewehrkugeln sich in Wasser verwandelten, wenn man mutig angriff. BiPi überlegte also, dass eine Anklage im Kriegsgerichtsverfahren sowie eine Hinrichtung von Uwini zu einer Warnung und einer Kapitulation seiner Männer führen würde.5vgl. Jeal 2007, S. 221 f.

Walter Hansen erzählt uns von der Gefangennahme wieder eine andere Version, nämlich die des Fährtenlesers Baden-Powell, der wie Sherlock Holmes die Hinweise zusammensetzt, und selbstverständlich Uwini, den wichtigsten Anführer, persönlich gefangen nimmt.6vgl. Hansen 2018, S. 147

Kein Offizier konnte ihm helfen, niemand konnte ihm die Verantwortung abnehmen. Die Verantwortung für 1000 Briten und Bulawayo. Die Verantwortung auch für 10 000 Matabele-Krieger, die unter dem gleichsam dämonischen Einfluss des Medizinmannes bereit waren, gegen Kanonenfeuer anzurennen.

vgl. Hansen 2018, S. 148

So kritisch diese Beschreibung zu sehen ist (Stichwort White Saviourism), zumindest ein Fünkchen Wahrheit aus Sicht der Briten lässt sich aus den danach folgenden Zeilen und Seiten lesen: nachdem die Hinrichtung von Uwini vollzogen wurde, gaben die meisten der anderen Anführer in den darauffolgenden Tagen ihren Widerstand auf.7vgl. Hansen 2018, S. 150; Jeal 2007, S. 224


Erste Überlegungen zur Pfadfinderei

BiPi genoss in Matabele-Land das Leben auf Patrouille, im Freien zu schlafen und seine Fertigkeiten im Kundschafterwesen weiter auszubauen. Auch der Kontakt zu Jan Grootboom (einem Xhosa aus dem östlichen Teil der Kapkolonie) und Frederick Burnham aus Amerika wurden wichtige Bezugsquellen für BiPi. Von Grootboom lernte er einiges über die Spurensuche, von Burnham wurde die „Wissenschaft von woodcraft“, also das Überleben in der Wildnis, übernommen. Diese taucht im späteren Verlauf der Pfadfindergeschichte noch öfters auf. 8vgl. Jeal 2007, S. 230 f.

An diese Stelle wollen wir auch aufzeigen, wie ambivalent die Situation für BiPi in Afrika war: zum einen war er voller Bewunderung für die Krieger und die Tugenden, die dese verkörperten (z.B. Mut, Härte, Geschick), während sie zeitglich ebendiese Gesellschaften zerstörten.
Er begann in Matabele-Land erste Ideen zu artikulieren, die später in Scouting for Boys verewigt wurden. Ebenso arbeitete er ideale Verhaltensweisen für Kundschafter beim Militär aus, betonte die charakterfestigenden Eigenschaften des Lebens im Freien und festigte die Meinung, dass ohne Mannschaftsgeist in der Truppe diese nicht so erfolgreich gewesen wäre.9vgl. Jeal 2007, S. 232 f.
Man könnte auch sagen, dass hier die ersten Grundideen der späteren Pfadfindergemeinschaft Form annahmen.


BiPi ist noch einige Zeit von der Gründung der Pfadfinder enfernt, zunächst geht es für ihn wider zurück nach England. Festhalten lässt sich in jedem Fall, dass er sich durch seinen Beitrag in Matabele-Land sicherlicht einen Ruf erarbeitet hat: als Mann, der sich mit Kriegssführung in Afrika auskennt, der zwar etwas exzentrisch, aber effizient ist.

Nach einem kurzen Aufenthalt in England geht es für ihn dann zurück nach Indien.


Fußnoten

  • 1
    vgl. Jeal 2007, S. 214 ff.
  • 2
    vgl. Jeal 2007, S. 217 f.
  • 3
    vgl. Hansen 2018, S. 142 ff.
  • 4
    vgl. Jeal 2007, S. 218
  • 5
    vgl. Jeal 2007, S. 221 f.
  • 6
    vgl. Hansen 2018, S. 147
  • 7
    vgl. Hansen 2018, S. 150; Jeal 2007, S. 224
  • 8
    vgl. Jeal 2007, S. 230 f.
  • 9
    vgl. Jeal 2007, S. 232 f.
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Von lena

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