Der erste Hike 1866 oder 1872?

Hansen erzählt uns ab Seite 28 die Geschichte, wie der „kleine“ Ste mit seinen Brüdern zum ersten Abenteuer, einer Bootstour von London zum rund 250 Kilometer entfernten Ferienhaus in der Nähe von Llandogo am Fluss Wye, aufbrach1Hansen 2018, S. 28ff.

Hinweis für Leser*innen von „Der Wolf, der nie schläft“
Tim Jeal misst diesen Bootstouren viel weniger Bedeutung zu als Walter Hansen. Er weißt uns darauf hin, dass BiPi „Wenn er später über diese Fahrten schrieb, versuchte […] den Eindruck zu erwecken, er und Warrington seien viel jünger gewesen als sie es tatsächlich waren.“2Jeal 2007, S. 70.
Tatsächlich fand dieser Trip wohl auch nicht 1866 statt, sondern – laut Wikipedia und Tim Jeal3Jeal 2007, S. 70 – 1872. BiPi war zu der Zeit 15 Jahre alt.
„Um sich bei seiner Pfadfinder-Lesegemeinschaft einzuschmeicheln, übertrieb Stephe [Baden-Powell], was die Schwierigkeiten und Gefahren anging“4Jeal 2007, S. 70.

Doch zurück zu BiPis und Hansens Geschichte:
Die Idee stammte wohl von seinem älterer Bruder Warrington, der „einen Seefahrertick hatte, zur Handelsmarine gehen wolltet [und] einen Bart nach Matrosenart trug“5Hansen 2018, S. 28. Bzw. schon seit 11 Jahren bei der Marine war6https://en.wikipedia.org/wiki/Warington_Baden-Powell#Canoe_sailing.

Laut der Erzählung war Ste am Anfang der Reise für das Kochen zuständig, was er aber weder mochte, noch konnte. Und so wurde er, nach einem kleinen Zwischenfall mit einem nicht genießbaren „Ragout“, zum Navigator befördert.

Die Brüder, die mit einem selbstgebauten „Faltboot nach Art nordamerikanischer Indianer [sic]“7Hansen 2018, S. 29 – Anmerkung: das ist sicher eine der Kritik, die sich Walter Hansen und der Verlag gefallen lassen müssen: dass bei der Neuauflage solche Zitate ohne Hinweis auf moderne Sprache, die versucht diskriminierende und rassistische Bilder zu vermeiden, abgedruckt wurden. –> ein paar Zeilen dazu haben wir in diesem Artikel für euch geschrieben. los fuhren, schmiedeten bald größere Pläne. Einfach nur über kleine Flüsse und, wo es notwendig war, zu Fuß zu schippern reichte Warrington nicht; er wollte auf das Meer hinaus.


Hinaus auf’s Meer

Um dieses Ziel zu erreichen kauften sie sich für die nächsten Ferien einen alten Fischkutter, den sie, so gut es ging, instandsetzten. Laut Hansen befriedigte auch das Warringtons Abenteuerlust bald nicht mehr, so dass sie sich vom Kutter trennten um eine Hochseejacht zu kaufen8Hansen 2018, S. 32.

Auch in dieses Schiff mussten sie jede Menge Arbeit stecken, aber schließlich war es seetauglich und wurde auf den Namen Koh-i-Noor (nach einem der größten Diamanten der Welt) getauft. Mit der Koh-i-Noor segelten die Brüder „nordwärts bis Schottland hinauf und von dort hinüber zu den mit Gletschereis bedeckten Felsen an Norwegens Fjordküste“9Hansen 2018, S. 33.

Bald wurde auch die Koh-i-Noor Warrington zu klein. Um das Geld für ein größeres Schiff zu bekommen schmiedete er einen abenteuerlichen Plan. Die Brüder wollten im Hafen warten, bis ein Notruf eingeht und dann einem Seenotkreuzer zu folgen, ihn zu überholen und die Besetzung eines havarierten Schiffes zu retten. Mit der Prämie sollte dann das nächste Schiff gekauft werden.
Als sich ihnen die Gelegenheit bot, fuhren sie also los…. Allerdings gelang es ihnen nicht den Kreuzer einzuholen und beinahe gerieten sie selbst in Seenot. Diese Nacht volle Sturm und Schrecken brachte Warrington dann aber auf die nächste Idee.


Sportliche Erfolge

Von der Teamarbeit seiner Brüder in der Sturmnacht war Warrington so beeindruckt, dass er ihnen vorschlug mit der Koh-i-Noor an Segelregatten teilzunehmen. In den nächsten Monaten konnten sie hier tatsächlich auch einige Erfolge verbuchen, Pokale einstreichen und sich einen Namen machen10Hansen 2018, S. 34f.


Warrington Baden-Powell

Warrington blieb der See den Rest seines Lebens treu. Er verbrachte viel Zeit auf dem Wasser, wurde ein Pionier des „Kanusegelns“ und leitete später die Seepfadfinder.


Nachdem wir bisher viel darüber gelesen haben, was Ste Baden-Powell und seine Brüder in den Ferien getrieben haben, stelle sich jetzt natürlich die Frage, wie war BiPi eigentlich so als Schüler?




Fußnoten

  • 1
    Hansen 2018, S. 28ff
  • 2
    Jeal 2007, S. 70
  • 3
    Jeal 2007, S. 70
  • 4
    Jeal 2007, S. 70
  • 5
    Hansen 2018, S. 28
  • 6
    https://en.wikipedia.org/wiki/Warington_Baden-Powell#Canoe_sailing
  • 7
    Hansen 2018, S. 29 – Anmerkung: das ist sicher eine der Kritik, die sich Walter Hansen und der Verlag gefallen lassen müssen: dass bei der Neuauflage solche Zitate ohne Hinweis auf moderne Sprache, die versucht diskriminierende und rassistische Bilder zu vermeiden, abgedruckt wurden. –> ein paar Zeilen dazu haben wir in diesem Artikel für euch geschrieben.
  • 8
    Hansen 2018, S. 32
  • 9
    Hansen 2018, S. 33
  • 10
    Hansen 2018, S. 34f
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Von metz

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